Veronika Darian + Jana Seehusen

© Veronika Darian und Jana Seehusen

© Veronika Darian und Jana Seehusen

„Vorsätzliche Personenstandsänderung“ – Unwürdiges Alter, glaubwürdiges Geschlecht?

Eine alte Frau wird wegen ihres altersungemäßen Verhaltens zur „unwürdigen Greisin“ deklassiert, eine junge Frau durch die Annahme der Identität ihres verstorbenen Mannes und die dadurch mögliche Übernahme seines Arbeitsplatzes zum „unglaublichen Ärgernis“ und „Monstrum“ ausgerufen. Zwei Frauen, die Brecht, sich an realen Begebenheiten orientierend, zu Verdachtsfällen der öffentlichen Meinung macht und zu Fällen der Geschichte für seine eigene Historiographie der kleinen Leute. Neben der naheliegenden ideologiekritischen und propagandistischen Lesart, der die Texte „Die unwürdige Greisin“ (1939) und „Der Arbeitsplatz“ (1933) in ihrer Veröffentlichungs- und Rezeptionsgeschichte vornehmlich unterlagen, erschließt der Blick auf die Entstehung, Bearbeitung und Metamorphose dieser Fallgeschichten ein bis heute sich fortwebendes Bild-Text-Gefüge.
Diese geschichteten Vorfälle dienen als Grundlage für die Lecture-Performance „Vorsätzliche Personenstandsänderung“, in der mittels prozessualer und kombinatorischer Praxis das Dokument (im Wortsinne Beweis- oder Lehrstück) als zerbrechliche wie gleichwohl langlebige Spur thematisiert wird, indem das Imaginäre und das Wirkliche sich ineinander fortlaufend wiederholen.

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